Sie teilten einander ihre Rufnummern mit und Natalja verschwand unauffällig aus dem Gebäude.
Sie wusste, dass Prostitution in der Ukraine illegal war, und wollte nicht, dass man sie einmal zu oft in Gesellschaft verdächtiger Personen sah. Zumal sah Artschik wie ein echter Zuhälter aus.
Natalja ging einige Häuserblocks weit zu Fuß und überlegte sich, wie der heutige Abend zu gestalten sei. Sie hatte den heutigen Abend schon früher geplant, eigentlich hatte sie Saweli ein „Erdbeerabend“ versprochen und sollte sich auf langweilige Geschichten aus seiner Jugend einstellen, die sie ohnehin an sich vorbeiziehen lassen würde. Sie musste nur am Ende jeder Geschichte laut lachen und so tun, als ob er ein echter Eroberer von Frauenherzen gewesen wäre.
Sie nahm die Rolle des sterbenden Schwans an, rief Saweli an und sagte mit heiserer Engelsstimme ihr Treffen ab. Als Grund gab sie an, sie habe die Grippe. Sie wusste, dass er Angst vor Mikroben hatte.
Dafür bereitete sie sich mit umso größerem Enthusiasmus auf das Treffen mit dem Helden ihres eigenen Erotikromans vor.
Sie wählte ein rotes Kleid aus und beschloss, keine Unterwäsche anzuziehen. Den Schlüpfer würde sie heute doch kaum brauchen. Sie nahm ein duftendes Schaumbad. Entspannt im warmen Wasser liegend, rasierte sie sich vorsichtig die Beine. Sie führte den Rasierer bis ganz oben und berührte sanft die zarteste Stelle. Weiße Schaumblasen liebkosten weich ihren Busen. Sie streichelte sich am Unterleib und verspürte den unwiderstehlichen Wunsch, ihren Körper abzulecken. Ihr Finger glitt nach unten und begann über ihre seidige Muschi zu streichen.
Sie drehte die Dusche auf und richtete den lauwarmen Wasserstrahl auf ihre rosigen Schamlippen. Sie schloss die Augen und stellte sich vor, wie ein dickes pralles Glied in ihre heiße, hungrige Liebeshöhle eindrang.
Ihr Körper bebte, aber sie geriet nicht in Ekstase. Sie war allzu sehr mit der Vorbereitung auf den Abend beschäftigt. Lebhafte Träume von Geld ließen ihr keine Ruhe. Sie hatte noch gar keine Ahnung, um welche Summe es gehen würde.
Ein edles Restaurant direkt in der Mitte der Stadt empfing sie freundlich. Die Innenausstattung des prächtigen Lokals war im Stil von Picasso gestaltet. Ein angenehmer, ruhiger Ort. Ihre besondere Aufmerksamkeit erregte die Decke, an der eine vergrößerte Nachbildung des Gemäldes „Schlafende Bauern“ angebracht war.
Die Wahl des Restaurants erfreute sie. Sie interessierte sich schon lange für Kunst und die „verrückten“ Maler hatten es ihr meisten angetan. Sie kannte viele Bilder und deren Titel. Unbeirrt, graziös, mit einem milden Lächeln trat sie in den Saal und suchte nach dem Zuhälter. Der Mann erwartete sie an einem Tisch ganz in der Ecke des Raums. Es schien, als ob er sich absichtlich vor den Menschen versteckte. Sie setzte sich mit einer herausfordernden Drehbewegung der Hüfte. Ihre Augenlider waren halb geschlossen, die Lippen leicht gespitzt. Sie schaute ihm direkt in die Augen.
„So eine Gaunerin! Das kannst du aber gut! Würstchen für Mademoiselle?“, fragte Artschik scherzhaft mit einem Funkeln in den glühenden Äugelein.
„Später… Es ist nicht eilig.“
Während des Abends war Nata ganz auf der Höhe. Sie erzählte dem beschränkten Zuhälter von Kunst und bewunderte seinen feinen Geschmack bei der Auswahl des Restaurants. Er hörte mit Vergnügen die Komplimente. Besonders aus ihrem Mund klangen sie aufrichtig und irgendwie unschuldig. In Wirklichkeit mochte er in diesem Restaurant einzig und allein die Bratkartoffeln. Von der Schmiererei an der Decke hörte er zum ersten Mal. Er hätte nie gedacht, dass dieses Zeug so berühmt war. Aber er war ganz zufrieden mit der Reaktion seiner knusprigen Gesprächspartnerin.