Die Frösche sprangen ins Wasser und Nico lag bewusstlos am Ufer des Flusses mit seiner Schnauze im Wasser. Zum Glück war zumindestens seine Nase über der Oberfläche, sonst hätte er sein abenteuerliches Leben am Ufer dieses kleinen Flusses beendete. Durch die Nase sog er Luft ein, aber er atmete sie ins Wasser aus, deswegen sprudelte alles um seine Schnauze herum.
So lag der Arme, bis zu dem Fluss ein prächtiger Planwagen kam in dem sich eine adelige Familie befand. Sie machten Halt, um Mittag zu essen. Während die Erwachsenen sich auf einer Wiese aufstellten, lief ein kleines Mädchen, etwa sieben Jahre alt, am Flussufer herum um Blumen zu pflücken. Plötzlich sah sie ein Wesen, das am ehesten wie ein Hund oder eine riesige Katze aussah. Das Mädchen hatte keine Angst und zog dieses Wesen, den Schwanz greifend, vom Wasser weg. Daraufhin lief sie zum Planwagen, nahm sich ein Stück getrocknetes Fleisch und kam zurück. Das Mädchen schwenkte das Fleisch vor Nicos Nase und der Drache begann zur Besinnung zu kommen. Erst dachte der Arme, dass es bloß ein Traum war in dem er, in einer Art Nebel versuchte fliegende Fleischstücke zu fangen. Aber dann, als er ein Stück erhaschte und zwischen den Zähnen hielt, spürte der kleine Drache den echten Geschmack des Fleisches und kam wieder zu Bewusstsein.
„Wer bist du?“, fragte ihn das kleine Mädchen.
Das Fleisch fest in den Pfoten haltend, starrte Nico ohne zu blinzeln auf das Kind. Er hatte nicht erwartet, die Menschen verstehen zu können.
„Nico“, sagte der kleine Drache endlich und betrachtete mit Neugier das Menschenkind.
Zum ersten Mal in seinem Leben sah er einen echten Bewohner des Planeten Kitur und ihre blonden Locken, die mit Schleifen geschmückt waren, ließen sie einer Puppe ähneln mit der Nicos Schwestern gespielt hatten.
„Du bist ein Drache, oder?“, fragte die Retterin, das seltsame Wesen beäugend.
„Ja“, sagte Nico, dabei aß er schnell mehr Fleisch und leckte sich die Finger ab.
„Und wieso hast du im Wasser geschlafen?“
„Ich habe nicht geschlafen, ich lag auf der Lauer“, log der kleine Drache verlegen.
Das Mädchen schnaubte. Sie wusste, dass der Drache niemandem aufgelauert hatte.
„Schon gut.“, sagte sie. „Wo wohnst du?“
„Ich… ich…“
„Du hast kein Zuhause?“, fragte sogleich das Mädchen.
Nico senkte die Augen.
„Nein.“
„Wenn Du willst nehme ich dich mit! Ich habe ein großes Zimmer.“
Der Arme schaute das Mädchen mit solcher Hoffnung an, dass darin alles gesagt war.
„Gut, aber so, dass meine Eltern dich nicht bemerken. Wir werden bald weiterziehen. Du bleibst in den Büschen und wenn wir losfahren springst Du hinten auf die Sitzbank.“
Nico nickte. Das Mädchen ging durch hohes Gras zu den Erwachsenen zurück, wendete sich noch einmal um und sagte:
„Ich heiße Arlen…“
Einige Zeit lang saß Nico, ohne die Augen von den Menschen abzuwenden zwischen den Büschen. Als sie fertig waren und sich der Planwagen in Bewegung setzte, sah er wie Arlen aus dem Fenster sah, den Kopf nach allen Seiten drehte und ihn suchte. Nico lief hinterher und schaffte es gerade noch rechtzeitig auf einen Sitz zu klettern, der an der hinteren Wand des Planwagens angebracht war und auf dem eine Kiste mit Vorräten stand…
* * *
Der Planwagen fuhr zu einem riesigen Schloss und blieb davor stehen. Der kleine Drache sprang vom Sitz und versteckte sich hinter einem Wagenrad. Während die Erwachsenen Sachen ausluden, schaute das Mädchen unter den Boden des Wagens und sagte, als sie den Drachen sah schnell:
„Warte auf mich auf der anderen Seite des Hauses…“
Als alle weg waren, fuhr der Kutscher den Wagen fort und Nico, der an einer Halterung an der Unterseite hing, erreichte so eine Wiese mit hohem Gras und von dort aus einige Johannisbeerbüsche. Durch die Grünanlage ging es weiter in den Gemüsegarten, wo er zwischen den Beeten entlang kroch, wie ein Kater auf der Lauer. Nur hatte er vergessen, auch seinen Schwanz zu verstecken.