Zwei Wachen, die hinter dem kleinen Drache standen, machten einen Schritt nach vorne und stellten sich auf eine Linie mit Nico. Sie nahmen Nico seinen Partikel des Steins des Lichts von der Stirn und führten ihn in das Gebäude, in dem sich das Portal zur Versetzung auf den Planeten Kitur befand.
Dieses Gebäude ähnelte einem Tempel, mit Kuppel und Säulen. Es erstreckte sich ein, mit weißen Steinen belegter Weg dorthin und zum Eingang führten mehrere Stufen. Auf steinernen Böschungen befanden sich Säulen, auf denen eigenartige Muster – Schriftzeichen – angebracht waren. Die Kuppel, die mit gemustertem Mauerwerk und Kunststuck dekoriert war, wurde von weißen Säulen gehalten. Unterhalb des Gewölbes schwebte ein riesiger Kristall von unglaublicher Schönheit. Dies war der Stein des Lichts. Strahlend schimmerte er in allen Farben des Regenbogens.
Nico konnte die Schönheit dieses Schatzes nicht lange bewundern – ihm wurde schnell eine Augenbinde aufgesetzt, die ihn vor den hellen Lichtblitzen schützte.
Auf dem Boden des Tempels, in der Mitte eines Kreises der den Himmel darstellte, befand sich ein Quadrat das Kitur abbildete. Dies sah wie ein auf dem Boden liegender Spiegel aus. Wenn sich jemand über das Portal nach Kitur versetzte, blinkte und funkelte das Quadrat.
Im ganzen Gebäude gab es noch mehrere solcher „Spiegel“ aber sie waren kleiner und in filigranen Rahmen. Mit ihrer Hilfe war es möglich, andere Planeten im Universum zu sehen.
Der irdische Ausgang des Portals, das Atalanta und den blauen Planeten verband, stand seit alten Zeiten im Schloss des Ordens der Drachen, das sich in den öden Bergen im Norden des Königreichs Skeldarck befand, welches in Skandinavien lag.
…Nico wurde unter die Kuppel gestellt und nach ein paar Sekunden spürte er wie sein Körper schwerelos wurde. So blieb es eine Weile, bis er wieder festen Boden unter den Füßen spürte. Der kleine Drache schob seine Pfoten nach vorne und versuchte etwas zu ertasten. In diesem Moment wurde die Binde von seinen Augen genommen. Nico blinzelte, schaute sich um und erkannte, dass er nicht mehr in Laimader war. Um ihn herum standen Wächterdrachen, deren Rüstungen mit anderen Abzeichnen versehen waren, als die der Wache König Naits. Auch der Saal, in dem sich das Portal zur Versetzung befand, war ihm völlig unbekannt.
So kam Nico auf die Erde…
Erster Freund
Als der unglücklich Verbannte zur Besinnung kam, wurde er als Verbrecher aus dem Schloss vertrieben. Ihm wurde nur die Richtung gezeigt in die er gehen sollte.
Lange ging der kleine Nico, über sein unseliges Schicksal nachdenkend, ziellos vor sich hin. Sicher, was hätte er auch anderes erwarten sollen? Er hatte doch immer Pech. Wieso sollte er jetzt Glück haben, wo er das einzige Wesen der Welt getroffen hatte, das zu ihm freundlich war?
Vor den Augen des Drachens erschien wieder das Bild des kleinen Drachenmädchens, aber Nico wusste, dass er sie wohl nie wieder sehen würde, genauso wie seine Eltern… Seine Gedanken wanderten zum Elternhaus: ob seine Verwandten Bescheid wussten was mit ihm geschehen war, ob sie sich um ihn Sorgen machten oder wäre ihnen sein Schicksal vollkommen egal? Wussten sie, dass ihr Sohn nach Kitur verbannt wurde?
Der kleine Verstoßene kehrte in die Wirklichkeit zurück – was erwartete ihn hier, auf diesem fremden Planeten? Unwillkürlich schluchzte er… danach seufzte er tief, schaute sich um und schleppte sich weiter.
* * *
…Tag und Nacht stapfte Nico erst durch schneebedeckte Gipfel, dann erreichte er Hügel und endlich befand er sich in einem Wald. Als er einen Fluß erreichte war er so erschöpft, dass er nicht mehr in der Lage war seine Pfoten fortzubewegen. Nico hatte so einen riesigen Hunger, dass er bereit war Moos von der Erde zu essen, um nur bloß kein Knurren mehr im Bauch zu haben. Da bemerkte er Frösche, versteckte sich in einem Busch, sprang nach ihnen und… fiel bewusstlos zu Boden. Offenbar eine Auswirkung des Hungers.