Diese sprachlichen Zeichen erfüllen verschiedene Funktionen, je nachdem, zu welchem Zweck sie von den Menschen benutzt werden (Georg Klaus, zitiert nach Moskalskaja [14]):

1) Symbolfunktionen (die Sprache beschreibt Sachverhalte und Ereignisse);

2) Symptomfunktion (die Sprache drückt bestimmte Gefühle – Sympathie, Empörung usw. aus);

3) Signalfunktion (die Sprache ruft beim Empfänger von Zeichen ein bestimmtes Verhalten hervor, das sich in Lust- und Unlustgefühlen schließlich in bestimmten Handlungen ausdrückt).

Ein pragmatisches Herangehen an die grammatischen Erscheinungen ist empirisch zum Teil von der so genannten stilistischen Grammatik vorweggenommen worden.

Die sogenannte pragmatische Grammatik geht im Wesentlichen in dieselbe Richtung wie die funktionale. Georg Klaus, der Verfasser einiger philosophischen Bücher über den pragmatischen Aspekt der Erkenntnistheorie, betont, dass die sprachlichen Reichen mehrere Aspekte haben. Sie sind die Existenzform gedanklicher Abbilder, Benennungen verschiedener Objekte der Außenwelt und auch Kommunikationsmittel. Die Pragmatik ist ein Teil der Erkenntnistheorie, die gerade den letzt genannten Aspekt des sprachlichen Zeichens untersucht.

Ein pragmatisches Herangehen ist auch heute noch ein aktuelles Forschungsverfahren. Eine vollständige soziologisch und psychologisch fundierte pragmatische Darstellung des grammatischen Systems ist seit 50-er Jahren ein angestrebtes Ziel.

1.5.3 Die deutsche Grammatikforschung in der russischen Germanistik

Anfang des 20. Jahrhunderts brachte große Wandlungen im Bereich aller Wissenshaften, einschließlich der Sprachwissenschaft. Die Ideen von Ferdinand de Saussures über den systemhaften Charakter der Sprache und daraus folgende Forderung der synchronischen Sprachbetrachtung werden allgemein. Die Fortschritte der Physik und der Mathematik erhöhen das Ansehen der deduktiven Betrachtungsweise sowie das Streben nach objektiven Forschungsmethoden. In den 30-er Jahren des 20. Jahrhunderts münden diese Ideen in die Lehren verschiedener Schulen des europäischen und amerikanischen Strukturalismus. In Deutschland, wo der Einfluss der Junggrammatiker bis in die 40-er Jahre des 20. Jahrhunderts anhält, machen sich doch neue Strömungen in der Grammatik geltend, Diese Strömungen sind vom Psychologismus, Logismus, von den Ideen der funktionellen Grammatik. gefärbt Alle Strömungen dieser Zeit vereinigen gemeinsame Tendenzen: die Hervorhebung der Syntax als Hauptobjekt der Grammatik und die nur bei der Gegenwartssprache geltende synchronische Betrachtungsweise, das induktive Verfahren (vom Ganzen aus zum Einzelnen); allgemein geltend wird die Forderung in der grammatischen Forschungen von der Form auszugehen.

John Ries mit seinem Werk „Beiträge zur Grundlegung der Syntax“ [45] war erster Vorläufer des grammatischen Strukturalismus in Deutschland. Sein Verdienst ist für die wissenschaftliche Theorie von Syntax sehr bedeutend. Er führte eine neue Abgrenzung von Morphologie und Syntax ein. Als erster hob er den modalen Charakter des Satzes hervor und begründete die Wortgruppenlehre, als selbstständigen Abschnitt der Syntax.

Von J. Ries stammt die Ausgliederung der Wortgruppe, des Wort und des Satzes. Der kommunikativen Satztheorie ist das Buch von Erich Drach gewidmet. „Grundgedanken der deutschen Satzlehre“ [28]. Hauptabsicht des Sprechaktes ist das „Sinnwort“ des Satzes, d.h. das neue, das noch nicht gesagte dem Gesprächspartner mitzuteilen. Drach führte den Begriff „Satzplan“ ein, er schlug Satzpläne des einfachen und zusammengesetzten Satzes vor. Drachs Lehre von Satzplänen wurde von Karl Boost weiter entwickelt.