Den dritten Bruder – Largo – zeichnete besonders aus, dass er viel nachdachte, manchmal viel zu viel. Ständig dachte er sich etwas aus, überlegte, spielte Dinge durch und plante. Oft waren seine Ideen und Vorschläge eine große Hilfe in den väterlichen Geschäften. Largos Kopf war nicht „in den Wolken" wie der seines Bruders Lutan, er war sehr praktisch veranlagt. Geboren wurde er mit eher hellen Farben, aber mit den Jahren wurden seine Schuppen dunkler und seit seiner Volljährigkeit hatte er die Farbe einer Krähe. Der Körper des dritten Bruders glänzte in der Sonne, als ob seine Schuppen nass wären. Er schillerte blauschwarz und manchmal war es möglich sich in ihm, wie in einem Spiegel zu betrachten. Die Unterseite seines Bauchs bis hin zum Schwanz war hellblau. Im Unterschied zu seinen Brüdern, hatte er einen massiven Nacken und massive Flügel mit Krallen. Seine Ohren liefen in eine Art himbeerfarbene „Flossen“ über, die einen Teil seiner etwas verdrehten Hörner bedeckten. Eine weitere blutrote „Flosse“ wuchs seinen Körper entlang und die dunkle Farbe des Körpers ging, vom Rücken zu den Spitzen der Flügel stufenlos in ein Purpurrot über. Der Stein auf seiner Stirn hatte die gleiche Farbe.
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Am Tag der Volljährigkeit seiner Söhne, veranstaltete König Nait eine fulminante Feier. Alle Vertreter der Drachenwelt kamen auf Schloss Leimader zusammen. Gemessenen Schrittes zog der Drachenadel, in Begleitung seiner Nachkommen und Vasallen, vom Landeplatz vor dem Schloss hin zum Haupttor. Neben dem Tor, wie neben allen Türen standen Wachen. Sie waren ein fester Bestandteil von Leimader und ergänzten durch ihr Auftreten noch mehr die Schönheit des Schlosses.
Alle Wächterdrachen trugen Rüstung. Auf ihren Helmen und ihrer Brust war ein, auf einem Turm sitzender, Drache eingraviert. Jeder Krieger hielt in seiner Hand einen Speer und in der anderen ein fast ovales Schild mit einem Schlitz. Dieses Schild war ein echtes Kunstwerk: mittig war ebenfalls ein Drachen eingeprägt, dieser hielt den heiligen Stein des Lichts.
Das Bild erinnerte an das Wappen, welches auf den Fahnen die
auf den Türmen und am Eingang des Schlosses wehten, zu sehen war. Am Gürtel jedes Kämpfers hing ein Schwert, das aus seltenem Metall von örtlichen Handwerkern geschmiedet worden war. Die Schwerter schimmerten als ob sie magisch wären, ihre geschnitzten Handgriffe trugen eine Beschriftung die Runen ähnelte und ein geordnetes Muster bildete. Und in der Fassung des Handgriffs lag ein Kristall.
Diese Rüstung wurde jeweils von Großvater zu Vater, von Vater zu Sohn vererbt. Gemäß der alten Tradition wurden Wächter aus ein und demselben Klan der Drachen gewählt. Mit Bedacht wurden die stärksten, größten und zähesten ausgesucht. Daher war es immer eine Freude sie anzusehen – sie waren der Stolz von Leimader…
Ebenso wie die Ritter, nahmen auch die Wachen an Turnieren teil und waren fixer Bestandteil der Festzüge, die mehrmals im Jahrhundert zu Ehren der Stadt veranstaltet wurden. Die Wachen gingen immer voran, stolz ihren Schild und Speer präsentierend.
Nico
Nico wurde zwar in eine adlige Familie geboren, aber von Geburt an unterschied er sich völlig von seinen Brüdern und Schwestern. Sie hänselten und beleidigten ihn ständig auf Grund seiner seltsamen Erscheinung. Niemand wusste wieso, aber Nico wuchs einfach nicht weiter (er war in etwa so groß, wie ein mittelgroßer Hund auf dem Planeten Kitur, der sich auf seine
Hinterpfoten stellt). Nicos Hinterpfoten waren sehr groß und stark im Vergleich zu den Vorderpfoten, die sehr klein und kurz waren. Daher waren die Momente wenn sein Rücken juckte, die quälendsten für ihn, denn er musste sich an verschiedene Flächen reiben, um sich kratzen zu können.