In der Polizeiwache stellte Tallhamer Jake einen Wachtmeister vor, der die Füße auf den Schreibtisch gelegt hatte, während er Zeitung las. Dieser nickte Jake zu und las weiter.
Die kleine Wache strömte eine seltsam gelangweilte Atmosphäre aus. Wenn es Jake nicht bereits gewusst hätte, wäre er nie darauf gekommen, dass diese zwei abgehalfterten Polizisten es mit einem grässlichen Mordfall zu tun hatten.
Tallhamer führte Jack durch eine Tür an der hinteren Seite des Büros, das zum Gefängnis führte. Dieses bestand aus nur zwei Zellen, die sich über einen schmalen Flur gegenüberlagen. Beide Zellen waren momentan besetzt.
In der einen Zelle lag ein Mann in einem eher verschlissenen Anzug laut schnarchend auf seiner Pritsche. In der gegenüberliegenden Zelle saß ein missmutig dreinblickender Mann in Jeans und T-Shirt auf seiner Schlafkoje.
Tallhamer holte seinen Schlüsselbund heraus, öffnete die Zelle, in der der Gefangene saß und sagte …
»Du hast Besuch, Phil. Von einem echten FBI-Agenten.«
Jake trat in die Zelle, während Tallhamer genau nur so weit draußen stand, um die Zellentür aufzuhalten.
Phil Cardin blinzelte angestrengt und sagte zu Jake: »Aha, FBI? Vielleicht können Sie ja diesem Witz an Polizisten hier beibringen, wie er seine Arbeit zu erledigen hat. Ich habe niemanden umgebracht, geschweige denn meine Ex-Frau. Wenn ich es getan hätte, wäre ich der allererste, der damit angeben würde. Deshalb lassen Sie mich hier raus.«
Jake fragte sich …
Hat ihm irgendjemand vom anderen Mord erzählt?
Jake hatte das Gefühl, dass Cardin nichts davon wusste. Er dachte, das Beste wäre, es dabei zu belassen, zumindest für jetzt.
Jake sagte zu ihm: »Herr Cardin, ich habe ein paar Fragen an Sie. Möchten Sie, dass ein Anwalt dabei ist?«
Cardin kicherte und zeigte auf den schlafenden Mann in der gegenüberliegenden Zelle.
»Hey, Ozzie. Werd mal schnell wieder nüchtern. Ich brauche hier einen Rechtsbeistand. Stell mal sicher, dass meine Rechte nicht verletzt werden. Obwohl ich denke, dass der Zug bereits abgefahren ist, du besoffener, unfähiger Mistkerl.«
Der Mann im zerknitterten Anzug setzte sich auf und rieb sich die Augen.
»Warum zum Teufel schreist du hier herum?« brummte er. »Siehst du nicht, dass ich versuche, eine Mütze voll Schlaf zu kriegen? Lieber Heiland, was hab ich für ein gottverdammtes Kopfweh.«
Jake klappte der Kiefer herunter. Der feiste Sheriff schüttelte sich vor Lachen wegen dieser offensichtlichen Überraschung.
Tallhamer sagte: »Agent Crivaro, ich möchte Ihnen Oswald Hines vorstellen, den einzigen Rechtsanwalt des Dorfes. Er wird ab und zu für öffentliche Verteidigungsangelegenheiten herangezogen. Ziemlich praktisch, dass er vor kurzem für ungehöriges Benehmen unter Alkoholeinfluss eingebuchtet wurde, darum haben wir ihn hier gleich zur Verfügung. Nicht, dass das ein ungewöhnliches Vorkommnis wäre.«
Oswald Hines hustete und ächzte.
»Ja, ich denke mal, das ist die Wahrheit,« sagte er. »Dies hier ist meine Art zweites Zuhause – oder mehr wie mein zweites Büro, könnte man sagen. In Zeiten wie diesen kommt der Ort richtig gelegen. Ich würde sehr ungern irgendwo anders hingehen müssen, so wie ich mich gerade fühle.«
Hines tat einen langen, bedächtigen Atemzug und starrte die anderen verschlafen an.
Dann sagte er zu Jake: »Hör mal zu, Agent-schlag-mich-tot. Als der Verteidigungsanwalt dieses Mannes muss ich darauf bestehen, dass du ihn in Ruhe lässt. Ihm wurden diese Woche schon viel zu viele dämliche Fragen gestellt. Eigentlich wird er grundlos hier festgehalten.«