Swanson kam zum Ende seiner Rede …
“Ich freue mich darauf, die Hand aller derer zu schütteln, die hier in Quantico erfolgreich abschließen werden. Eines Tages werden Sie ihren Diensteid vor FBI-Direktor Bill Cormack persönlich ablegen. Ihnen dazu viel Glück.«
Und dann fügte er streng mit einem halben Schmunzeln hinzu: »Und jetzt – an die Arbeit!«
An Swansons Stelle auf dem Podium trat nun ein Ausbilder und rief nacheinander die Namen der Rekruten auf – „NAT“ wird ein Rekrut an der Akademie genannt, was „New Agent in Training“ bedeutet. Die jeweiligen NAT antworteten, wenn ihr Name aufgerufen wurde, und der Ausbilder fasste sie in kleineren Gruppen zusammen, die ihre Kurse gemeinsam besuchen sollten.
Als sie atemlos darauf wartete, dass ihr Name aufgerufen wurde, erinnerte sich Riley, wie nervtötend es gestern bei der Ankunft gewesen war. Nachdem sie eingecheckt hatte, war sie in einer Schlange nach der anderen gestanden: Formulare ausfüllen, eine Uniform kaufen, Zuteilung des Gemeinschaftszimmers.
Heute lief alles schon ganz anders.
Ein schmerzlicher Stich durchlief sie, als John Welchs Name fiel. Er wurde einer Gruppe zugeteilt, für die sie nicht ausgewählt worden war. Es hätte geholfen, dachte sie, einen Freund in der Nähe zu haben, auf den man sich verlassen konnte. Und mit dem man in den kommenden harten Wochen mitfühlen konnte. Andererseits dachte sie …
Das ist genauso gut.
Angesichts ihrer etwas verworrenen Gefühle für John, könnte seine Anwesenheit sie eventuell von den wichtigen Dingen ablenken.
Riley war dann schlussendlich erleichtert, als sie in der gleichen Gruppe wie Francine Dow landete, der Zimmergenossin, die ihr gestern zugeteilt worden war. Frankie, wie sie genannt werden wollte, war älter als Riley, vielleicht an die dreißig – eine Rothaarige mit guter Laune, deren rötliche Gesichtszüge darauf hindeuteten, dass sie bereits viel erlebt hatte.
Riley und Frankie hatten sich bisher kaum kennengelernt. Sie hatten gestern zu wenigen Dingen Zeit gehabt, außer ihre Sachen auszupacken und sich in ihrem kleinen Gemeinschaftszimmer einzurichten. Beim Frühstück war jede ihrer Wege gegangen.
Zu guter Letzt wurde Rileys NATs-Gruppe von Agent Marty Glick, dem Gruppenausbilder, im Flur zusammengerufen. Glick schien dem Aussehen nach in seinen Dreißigern zu sein. Er war groß gewachsen und hatte den muskulösen Bau eines American Football-Spielers. Er setzte ein ernstes, spaßbefreites Gesicht auf.
Er sagte zur Gruppe …
»Morgen steht Ihnen ein wichtiger Tag bevor. Aber ehe wir richtig anfangen, will ich Ihnen noch etwas zeigen.«
Glick führte sie in die Haupteingangshalle, einen riesigen Raum, in dessen marmornen Boden das FBI-Emblem eingelassen war. An einer Wand befand sich eine kolossale bronzene Platte, wovon eine Ecke mit einem schwarzen Band geziert wurde. Riley war bei ihrer Ankunft hier durchgelaufen und wusste, dass man sie „Hall of Honor“, die „Ehrenhalle“ nannte.
Dies hier war ein ehrwürdiger Ort, wo FBI-Agenten verewigt waren, die für ihr Land gestorben waren.
Glick führte sie zu einer Wand, an der zwei schwarze Platten mit den Portraits und Namen der Getöteten montiert waren. Zwischen den beiden Platten hing eine gerahmte Gedenktafel, auf der zu lesen stand …
Absolventen der Nationalen Akademie, die im Einsatz durch Feindeinwirkung gefallen sind.
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Einigen NATs stockte der Atem, als sie die Gedenktafeln näher betrachteten. Glick schwieg für eine Weile, um die emotionale Wirkung sacken zu lassen.
Schließlich sagt er, fast im Flüsterton …
»Lasst sie nicht im Stich.«