In Itschkerien waren die Trümmer der von Tschingis-Chan früher besiegten Einwohner, deren Grabstätten bei Gersel-A-ul (Chassaw-Jurt, Jachssai-Jurt) und Major-tug (westlich davon und Major-Lager bedeutend) liegen und von denen ein Theil am Argun und im Daghestan in wenig wirthlichen Gebieten lebte, leicht von Mamai unterworfen und beherrscht worden, so dass der herrschende Stamm der Nogaier es vorzog, aus alter Gewohnheit nach der Steppe und Ebene zu ziehen, die gegenwärtig die kumykische genannt wird. Für diese Kumyken gewann das von ihnen verlassene, nun Itschkerien genannte Gebiet die Bedeutung von Itschi-Geri (Itschkerien), d. h. der Mitte einer von Erhebungen eingeschlossenen Ebene, oder der Mitte eines früher mächtigen und herabgekommenen, armen, schwachen Volkes; daher auch der Name. Mamai hatte als Statthalter hier den Beg Jachssai zurückgelassen, der dem Volke die nationalen Sitten und Einrichtungen liess; in Folge dessen nannte dasselbe aus Dankbarkeit den Hauptfluss des Gebietes Jachssai-Ssu (Jachssai-Fluss), woraus Akssai entstand. Andere Haufen Mamaís, des Krieges müde, zogen nach noch mehr abgelegen und von der Natur geschützten Gegenden weiter ińs Gebirge; so die Andier (Lesghier) als armenischer die Zudacharer (Lesghier) als grusinischer u. s. w.

In verhältnissmässig später Zeit wurden alle diese und andere Stämme zum Muhamedanismus bekehrt, der hier dauernd Wurzeln fasste, zumal die christliche Religion nur ganz äusserlich und daher nie tief gehend gewirkt hatte.

Nach übereinstimmenden Ueberlieferungen scheint festzustehen, dass die Gegend am Argun, die Mitte des Gebiets der Tschetschenzen (jetzt ziemlich nach Westen verschoben), und Naschaché (am oberen Tschanty-Argun) deuten, zumal natürlicher Weise die besten, waldlosen Stellen besetzten, in denen sie erst später durch Vermehrung und Zuzüge eingeengt und bedrängt wurden.

Solches musste zu Reibungen und Feindseligkeiten führen, zu diesen kamen noch fremd gewordene Begriffe, Gewohnheiten und religiöse Anschauungen, die im Verein mit der wilden Natur und ihren nützlich und schädlich wirkenden, vielfach unerklärlichen Erscheinungen Aberglauben und allerhand Vorstellungen erzeugten, so dass je das Individuum oder die Familie, seltener eine grössere Gemeinschaft an besondere Naturkräfte glaubte und sich eigene Götter oder richtiger Götzen schuf. Ohne Schriftsprache, ohne Lehrer und ohne Gliederung und Ordnung verwilderten und verkamen die Itschkerier, die von Hause aus wohl theilweise verschiedener Nationaltät waren. So wurden Ehen mit Christen und Juden und anderen geschlossen und aus Mangel an Weibern solche von den Nachbarn oder Feinden geraubt, wovon die Spuren sich noch bis heute erhalten haben. Die aus solchen Mischehen Gebornen nahmen unwillkürlich verschiedene Anschauungen und Gebräuche der verschiedenen Eltern an. Auch auf die Sprache musste solches einwirken; daher finden wir im Tschetschenischen grusinische, kumykische und russische Wörter und Bezeichnungen von Lokalitäten. Solche Zustände mögen einige Jahrhunderte fortgedauert haben, so dass infolge dessen hier ein Volk lebte, welches die Itschkerier als ein solches nennen, das gar keine Gesetze besass: «Zaa-din-bozuschnach». Wenn auch Gegend und Lebensverhältnisse manche Uebereinstimmung hervorriefen, so liessen doch Egoismus, Rechtlosigkeit, Raub, Diebstahl und Rache nichts gedeihen und führten schliesslich zu der Ueberzeugung, etwas Festes, Allgemeines herstellen zu müssen, zu welchem Zweck die verschiedenen grösseren Familien oder Geschlechtskreise beschlossen, auf dem Berge Kettech-Kort zusammenzukommen zu gemeinsamer Berathung und Feststellung eines Sittengesetzes, «Adat» genannt, dem sich das ganze Volk unterwarf, nur geringe Ausnahmen, auf lokale Verhältnisse begründet, zulassend.