Ein Paradoxon der verfluchten Realität!
Die Fahrt zum Flughafen war nervig. Es gab fürchterliche Staus. Die Wartezeit hätte ausgereicht, um das Auto zu verkaufen und ein neues zu erwerben, das näher an der Ampel hielt.
Natalja war jetzt schon ein Nervenbündel, alles rutschte ihr aus der Hand, als ob sie Fieber hätte.
Der stinkende Taxifahrer hatte ihr verboten, in seinem verdammten Daewoo Lanos zu rauchen, weil sie sein Gefährt „Anus“ genannt hatte. Das konnte er ihr nicht verzeihen, denn auf dieses Traumauto hatte er ein halbes Leben lang gespart.
Natalja bemerkte eine blinkende Lampe am Armaturenbrett, die einen leeren Tank meldete.
Zwischen zusammengebissenen Zähnen stieß sie drohend hervor:
„Ich fliege nach Genf, verdammt noch mal. Und ich warne Sie. Wenn Ihnen der Sprit ausgeht, bevor am Flughafen sind, rauche ich nicht nur in Ihrem Wagen, Sie müssen ihn mir außerdem schenken! Die Unterlagen und das Ticket haben mich doppelt so viel gekostet wie Ihr Scheißschlitten!“
„Aha. Meine Teuerste, ich bitte Sie, höflicher zu sein. Sonst gehen Sie zu Fuß nach Ihren Genf. Haben Sie mich verstanden?“
„Nein, hab ich nicht!“, zischte Natalja und rauchte an.
Nach zahlreichen Vorwürfen gegen den Taxifahrer erreichte sie endlich den Flughafen. Sie rannte zum Schalter und legte eilig ihren monströsen Koffer auf die Waage. Als sie sah, dass er zweiundvierzig Kilo statt der erlaubten fünfundzwanzig wog, wurden ihre Augen rund wie Münzen.
„Sie können entweder draufzahlen oder das Übergepäck wegnehmen. Gehen Sie bitte beiseite.“
Natalja blieb das Herz stehen. Sie vergaß sogar, dass die Bullen nach ihr fahndeten. In diesem Koffer steckte alles, was sie in den nächsten acht Monaten brauchen würde. Nur das Allernötigste. Es gab ganz bestimmt nichts, worauf sie verzichten könnte.
„Wie viel muss ich draufzahlen? Entschuldigung!“
„Glauben Sie mir, ziemlich viel. Besser wäre es, so viel wie möglich vom Übergepäck wegzunehmen. Und bitte schneller. Wir haben noch zwanzig Minuten, bis der Check-in schließt.“
„Ich habe sie höflich gefragt, wie viel ich zu bezahlen habe. Aber statt zu antworten, zählen Sie mein Geld!“
„Ich helfe Ihnen zu sparen!“
„Noch besser!“
„Sie können sich ans Büro wenden und dort Ihr Übergepäck abrechnen. Es liegt am Ende des Korridors rechts. Bezahlen Sie und bringen bitte den Kassenzettel mit. Und verpassen Sie Ihren Flug nicht.“
„Wollen Sie sich über mich lustig machen? Sagen Sie mir wenigstens, was das Übergepäck kostet.“
„Ich sage Ihnen doch, dass ich es nicht weiß. Aber es wird schon ziemlich teuer. Mindestens fünfhundert Dollar!“
„Sind Sie wahnsinnig? Der Durchschnittslohn im Land liegt bei hundert Dollar!“
„Hören Sie bitte auf, Ärger zu machen und holen Sie das überflüssige Gepäck aus Ihrem Koffer. Sonst fliegen Sie heute nirgendwohin.“
„Wenn ich nicht abfliege, schmeiße ich Ihnen eine Bombe vor die Füße! Oder eine Rauchdose, verlassen Sie sich drauf!“
Sie öffnete ihren Koffer, der zu platzen drohte, und begann, allerlei Zeug herauszunehmen. Darunter waren Buchweizengrütze, Zucker und sogar Konserven. Sie warf es in eine Mülltonne mit einem so traurigen Gesicht, als ob sie nicht in die Schweiz, sondern nach Afrika auswandern wollte. Die Menschen beobachteten sie überrascht und spöttisch. Sie murrte gekränkt vor sich hin:
„Was schaut ihr mich so an? Ich fliege in ein Land, wo alles sehr teuer ist! Warum soll ich dort etwas kaufen, was ich von zu Hause mitnehmen kann? Ich weiß gar nicht, ob sie mir dort Geld für Verpflegung geben. Und essen muss ich ja wohl!“
Fünf Packungen Billigshampoos, allerlei Cremes und Duschgels flogen in die Mülltonne, der Grütze hinterher.