„Ja, vage. Und was weiter?“
„Nachdem der Gast sich hingesetzt hat, führt eine Mitarbeiterin des Klubs, sie werden Hostess genannt, die Mädchen zu seinem Tisch. Der wählt aus, oder lädt sie alle ein, sich zu ihm zu setzen. Bei einem Japaner können mehrere Mädchen sitzen, wenn er bereit ist, für sie alle Getränke zu bestellen, die gerade nicht billig sind. Die Auswahl an Drinks ist nicht groß. Saft, Pflaumenwein oder Rum mit Cola. Alle Getränke werden dem Kunden zum gleichen Preis angeboten. Aber nach meiner Ankunft wurde der Rum von der Karte gestrichen. Sie haben dort noch nie gesehen, dass ein Mädchen so viel trinkt.“
„Ahahaha, bald machen sie das auch mit dem Wein! Dann bleibt dir nur noch der Saft.“
„Ich? Saft? Dann müsste ich mir eine Flasche mitbringen, unter meiner Kleidung versteckt.“
„Erzähl weiter! Es ist so interessant!“
„Dann sitzt er so stolz da, als ob sein Schwanz länger wäre als fünf Zentimeter, umgeben von Mädchen, und schaut sich die Show an. Die Mädchen wechseln sich immer wieder ab, je nach dem, wer gerade mit dem Tanzen an der Reihe ist. Das wird dann alles am Tisch besprochen, begleitet von Witzen, wer welche Titten hat oder welcher Tanz besser war. Komisch sind sie schon, offen gesagt. Unsere Kerle oder die Russen hätten gleich alle begrabscht. Aber die Japaner sitzen bloß rum, bewegen sich kaum und reißen Witze über Sex, den sie wohl nur aus Büchern kennen.“
„Unsere Männer sind die besten! Auch wenn sie gerissene Mistkerle sind! Aber unsere Mistkerle! Apropos, ich habe einen neuen Freund!“
„Erschreck mich nicht, Natalja! Wer ist er?“
„Er heißt Ljonja. Und nach Genf will ich nicht mehr.“
„Bist du dir sicher, dass er wirklich so heißt? Woher kennst du ihn? Gestern gab es ihn noch nicht!“
„Hör auf zu lästern. Das ist Liebe auf den ersten Blick!“
„Bring mich nicht zum Lachen! Willst du nicht mehr nach Genf? Wird Ljonja dich im Zuchthaus besuchen?“
„Stella, mit dir kann man einfach nicht über Romantik reden!“
„Warum denn nicht? Ist die Geschichte von Natalja und Ljonja, der seine Geliebte im Knast besucht, etwa nicht romantisch?“
„Verdirb mich nicht die Laune! Erzähl mir lieber von den kleinen japanischen Pimmeln. Was macht dein Jamoguchi?“
„Na, was soll ich denn noch erzählen? Man sitzt ein wenig herumgesessen, dann tauscht das Personal die Mädchen aus. Diejenigen, die dem Gast nicht gefallen haben, werden weggebracht. Es bleiben meistens die Rumäninnen. Die können Fremdsprachen und labern wie ein Wasserfall. Ich kann das leider nicht. Dafür habe ich ihnen ein Münzenspiel um Geld beigebracht. Jedes Spiel zehn Dollar. An einem Abend kann man damit hundert Dollar verdienen.“
„Wie geht das Spiel? Ich würde gerne die Schweizer in Genf ausnehmen.“
„Du wirst das kaum brauchen. Du wirst sie mit anderen Spielen um mehrere hundert Dollar bringen. Hahahaha!”
„Ich will so sehr zu dir! Sogar nach Japan! Ich langweile mich. Ohne dich passiert nichts in Moskau. Aber ich will Abenteuer erleben.“
„Es geht doch morgen schon los! Hurra! Dich erwartet viel Neues, Unbekanntes und Schönes. Ich stelle mir vor, wie du aus einem Flugzeug steigst, mit einer sauteueren Schweizer Uhr am Handgelenk und mit einem Millionär am Arm. Ich treffe euch am Flughafen und freue mich im Inneren über deine Siege.“
„Oh ja! Stella! Genau so wird es sein. Ich habe schon meine Sachen gepackt. Ich bin gleichzeitig froh und traurig und ängstlich. Gemischte Gefühle vor der Ungewissheit. Ich will nicht über traurige Sachen reden. Erzähl weiter, was du noch erlebt hast. Du bist meine Spielmünze.“