– Eine Erinnerungsecke oder -kiste einrichten, in der Gegenstände und Fotos von der toten Oma oder dem weggezogenen Spielkameraden aufbewahrt werden.

– Wut wegschreien: Wer seine Aggressionen nicht mehr beherrschen kann, geht zwei Minuten zum Brüllen ins Gästeklo (Fenster und Ohren zu).

– Das kranke Kind bekommt immer aus einem bestimmten Buch vorgelesen!

Übergangsrituale:Leben ist Veränderung

Rituale können auch große Ereignisse markieren: Hochzeit, Geburt, Taufe. In solchen Festtraditionen findet jeder Mensch Halt. Auch Kinder bewältigen auf dem Weg zum Erwachsenwerden viele markante Entwicklungsschritte: der erste Zahn, Kindergartenstart, Schulwechsel, die erste Menstruation…

Rituale können solche Schnittstellen markieren und eine bewusste Zäsur setzen. So fällt es leichter, Altes abzuschließen und sich auf das Neue einzulassen. Bei solchen einmaligen Ereignissen lebt das Ritual also weniger von der Regelmäßigkeit, sondern es schafft für die ganze Familie einen verlässlichen Rahmen.

– Ob Zahnfee oder hübsche Aufbewahrungsbox: Es beruhigt, wenn es auch für Wackelzähne eine Zukunft gibt.

– Zum Kindergartenabschied einen kleinen Film drehen, auf dem man den täglichen Weg sieht und das Kind noch mal seine Gruppe zeigt.

– Zum Abschluss der Grundschulzeit eine kleine Reise mit dem Papa machen.

Eigene Rituale entwickeln

Wie aber findet eine Familie Rituale, die zu ihr passen? Oft entstehen sie zufällig aus der Situation heraus: Der spontan gereimte Abschiedsgruß des großen Bruders wird von allen übernommen, die Bratäpfel am Martinstag haben so gut geschmeckt, dass sie auch im nächsten Jahr wieder gefordert werden. Wenn eine immer wiederkehrende Handlung der ganzen Familie guttut, dann hat sie das Zeug zum Ritual. Das kann manchmal ein bisschen dauern, denn Rituale brauchen Zeit. Viele Familienbräuche sind auch aus Traditionen entstanden, die man übernommen hat und gerne weiterführt: der Marmorkuchen am Geburtstagsmorgen, den schon Oma gebacken hat; das Abendgebet, das man aus der eigenen Kindheit kennt. Manchmal ist es nicht so einfach, die Gewohnheiten aus zwei Herkunftsfamilien unter einen Hut zu bringen – über die Gestaltung der Weihnachtsfeiertage etwa wird in manchen Familien heiß diskutiert. Aber mit ein bisschen Toleranz hat man die Chance, daraus eine neue, eigene Tradition zu kreieren. Auch Kinder beteiligen sich übrigens gerne daran, Rituale mitzugestalten, indem sie ihre Favoriten klar benennen. Auch Streitsituationen, wie Aufräumen oder Schlafengehen, können Motivation sein, gemeinsam ein konstruktives Ritual zu entwickeln.

Überhaupt macht es keinen Sinn, als Eltern Rituale nur aus Ratgeberbüchern zu kopieren oder mit pädagogischem Hintergedanken zusammenzustellen. Denn Rituale funktionieren nur, wenn sie ein paar Bedingungen erfüllen:

Sie müssen gut zur eigenen Familie passen – also bitte nicht verbiegen! Aus einer eher gemütlichen Sippschaft werden niemals Sport-Cracks, auch wenn man die abendliche Joggingrunde gerne zur gemeinsamen Gewohnheit werden ließe. Rituale müssen außerdem positiv besetzt sein und von der ganzen Familie mitgetragen werden: Nur wenn alle mit ihnen etwas Angenehmes verbinden, werden sie auch gepflegt. Und sie dürfen nicht zu kompliziert sein, sonst lassen sie sich nicht in den Alltag integrieren und werden schnell wieder aufgegeben.

Wandel ist möglich und nötig

Immer wiederkehrende Rituale sind schön – aber sie sollen bitte nicht zu langweiliger Routine verblassen, bei der man sich stur an alten Regeln festklammert. Es geht auch nicht darum, Rituale zur Reglementierung oder als soziale Kontrolle einzusetzen. Sonst engen sie das Familienleben ein, machen das Miteinander leblos und zwanghaft.