Monika geht wieder in ihre Hütte. Die Hütte wird zur Ermittlungszentrale. Bei ihr laufen alle Erkenntnisse zusammen. Parallel zu Marcos Büro bei den Carabinieri. Toni meldet ihr die Ergebnisse seiner Befragungen und sonstige Erkenntnisse. Die Drei haben ein ziemlich gut funktionierendes System aufgebaut. Die zwei Inspektoren auf Abruf werden langsam zur ersten Ermittlungswaffe Marcos.

Toni geht als Erstes zu den Mannschaften der Radprofis. In Prad, im Hotel Mücke, findet er ein holländisches Team und dessen Fans. Das ist das Team von Louis. Louis aus Lana ist erst neu in das Team aufgenommen worden. Ins Team, Schoko. Bei Veranstaltungen im Gemeindesaal von Lana, gibt Louis den Besuchern reichlich Werbegeschenke in Form von Schokolade. Seine Anhängerschaft wächst dadurch ständig. Im Ort hängen auch schon verschiedene Plakate mit seinem Antlitz.

Louis versucht, Toni gleich mit den richtigen Ansprechpartnern bekannt zu machen. Neben dem Mannschaftsarzt ist das auch deren Trainer. Den Mannschaftsarzt finden die am Getränkebuffet. Er öffnet sich gerade eine Flasche Forst, naturtrüb. Louis stellt Toni vor und sagt dem Arzt, der sich mit Blendkopp vorstellt, seinen Namen und den Grund seines Besuches. Neben Herrn Blendkopp stehen noch zwei hübsche Damen. Eine wirkt etwas karibisch. Blendkopp stellt Toni die Damen vor.

„Das sind unsere Masseusen, Heren und Kuiken. Wollen sie auch eine Massage?“

Toni wird knallrot bei dem Anblick der Damen. Er will nicht fragen, was die Damen massieren.

„Kennen sie Marco P.?“

„Ja. Wie geht‘ s ihm?“

„Marco ist verunglückt. Er ist tot.“

„Ich kann es nicht fassen. Den wollten wir mal unter Vertrag nehmen.“

„Dann kennen sie auch das Gesundheitsprofil von Marco?“

„Aber sicher. Der Mann war topfit.“

„Und was war mit den Bluttests?“

„Ich kann Ihnen sogar Proben geben. Die waren alle sauber.“

„Nehmen sie auch Blutproben von ihrer Mannschaft?“

„Natürlich. Die sind alle sauber. Ich kann ihnen auch davon  Proben geben. Die müssen sie aber über die Carabinieri anfordern.“

Toni lässt von der weiteren Befragung ab. Er verabschiedet sich von Mannschaftsarzt. Eigentlich hätte er den Arzt noch fragen können, wie viele Fahrer des Teams mit Sondergenehmigungen unterwegs sind. Die Fahrer mit dauerhaft erhöhtem Hämoglobinwerten haben sehr oft eine Sondergenehmigung.

Die Frage stellt er dem Arzt beim nächsten Mal. Er ist sich sicher, den Arzt noch öfter zu treffen.

Die zwei Masseusen stellen sich neben Toni. Sie nehmen ihn in die Mitte.

„Bleibst du noch heute Abend?“

Toni ist erstaunt von dem guten Deutsch, das die Damen sprechen.

„Sie sprechen gut Deutsch.“

„Wir haben auch in Deutschland studiert.“

„Wie? In Hamburg?“

„Nein. An der Sporthochschule in Köln.“

„Ah. An der Geestemünder Straße?“

„Du Scherzbold. Du kennst dich gut aus.“

‚Also kennen die Damen die Geestemünder Straße in Köln,‘ denkt sich Toni.

„Das Auskennen ist mein Beruf.“

Kuiken zwickt Toni in den Hintern. Wenn das Monika gesehen hätte, würde das Kuiken jetzt eine Watschen kassieren. Monika ist da nicht zimperlich als gestandene Wirtin.

„Du könntest schon auch eine Massage gebrauchen. Du bist ziemlich verkrampft“, sagt Kuiken zu Toni.

Toni wird etwas rot und überlegt, ob er das Angebot annehmen soll. Ermittlungsarbeit. Wenn das Monika erführe, würde er zu Hause die dreifache Ermittlung zu spüren bekommen. Monika würde das hierzulande sofort erfahren. Man kennt sich in Wirtskreisen. In Südtirol bleibt keine Nachricht dieser Kategorie länger als zwei Tage geheim. Bei entsprechender Brisanz, ist das Maul schneller als die Zeitung. Schließlich rennen wir täglich einkaufen und anschließend ins Cafe zum Viertel oder Gespritzten.