Der König befragte hierauf den Angeklagten, ob es wahr sei, und woher er das Gold, das er vergraben, bekommen habe.

Der kleine Muck, im Gefühl seiner Unschuld, sagte aus, daβ er diesen Topf im Garten entdeckt habe, daβ er ihn habe nicht ein-, sondern ausgraben wollen.

Alle Anwesenden lachten laut über diese Entschuldigung, der König aber, aufs höchste erzörnt über die vermeintliche Frechheit des Kleinen, rief aus:

«Wie, Elender! Du willst deinen König so dumm und schändlich belügen, nachdem du ihn bestohlen hast? Schatzmeister Archaz! Ich fordere dich auf, zu sagen, ob du diese Summe Goldes für die nämliche erkennst, die in meinem Schatze fehlt».

Der Schatzmeister aber antwortete, er sei seiner Sache ganz gewiβ, so viel und noch mehr fehle seit einiger Zeit von dem königlichen Schatz, und er könne einen Eid darauf ablegen, daβ dies das Gestohlene sei.

Da befahl der König, den kleinen Muck in enge Ketten zu legen, und in den Turm zu führen. Dem Schatzmeister aber übergab er das Gold, um es wieder in den Schatz zu tragen. Vergnügt über den glücklichen Ausgang der Sache, zog dieser ab, und zählte zu Haus die blinkenden Goldstücke, aber das hat dieser schlechte Mann niemals angezeigt, daβ unten in dem Topf ein Zettel lag, der sagte:

«Der Feind hat mein Land überschwemmt, daher verberge ich hier einen Teil meiner Schätze. Wer es auch finden mag, den treffe der Fluch seines Königs, wenn er es nicht sogleich meinem Sohne ausliefert!

König Sadi».

Der kleine Muck stellte in seinem Kerker traurige Betrachtungen an. Еr wuβte, daβ auf Diebstahl an königlichen Sachen der Tod gesetzt war, und doch mochte er das Geheimnis mit dem Stäbchen dem König nicht verraten, weil er mit Recht fürchtete, dieses und seiner Pantoffeln beraubt zu werden. Seine Pantoffeln konnten ihm leider auch keine Hilfe bringen, denn da er in engen Ketten an die Mauer geschlossen war, konnte er, so sehr er sich quälte, sich nicht auf dem Absatz umdrehen. Als ihm aber am anderen Tage sein Tod angekündigt wurde, da gedachte er doch, es sei besser, ohne das Zauberstäbchen zu leben, als mit ihm zu sterben, lieβ den König um geheimes Gehör bitten, und entdeckte ihm das Geheimnis. Der König maβ von Anfang an seinem Geständnis keinen Glauben bei, aber der kleine Muck versprach eine Probe, wenn ihm der König zugestände, daβ er nicht getötet werden solle. Der König gab ihm sein Wort darauf und lieβ, von Muck ungesehen, einiges Gold in die Erde graben, und befahl diesem, mit seinem Stäbchen zu suchen. In wenigen Augenblicken hatte er es gefunden, denn das Stäbchen schlug deutlich dreimal auf die Erde. Da merkte der König, daβ ihn sein Schatzmeister betrogen hatte, und sandte ihm, wie es im Morgenland gebräuchlich ist, eine seidene Schnur, damit er sich selbst erdroβle. Zum kleinen Muck aber sprach er:

«Ich habe dir zwar dein Leben versprochen, aber es scheint mir, als ob du nicht allein dieses Geheimnis mit dem Stäbchen besitzest, darum bleibst du in ewiger Gefangenschaft, wenn du nicht gestehst, was für eine Bewandtnis es mit deinem Schnelllaufen hat».

Der kleine Muck, den die einzige Nacht im Turm alle Lust zu längerer Gefangenschaft benommen hatte, bekannte, daβ seine ganze Kunst in den Pantoffeln liege, doch lehrte er den König nicht das Geheimnis von dem dreimaligen Umdrehen auf dem Absatz. Der König schlüpfte selbst in die Pantoffeln, um die Probe zu machen, und jagte wie unsinnig im Garten umher. Оft wollte er anhalten, aber er wuβte nicht, wie man die Pantoffeln zum Stehen brachte, und der kleine Muck, der diese kleine Rache sich nicht versagen konnte, lieβ ihn laufen, bis er ohnmächtig niederfiel.