Natürlich verbarg Stella, dass Nataljas Verhalten sie kränkte, und äußerte keine Ansprüche an Natalja. Sie wusste, dass diese nur darauf wartete, dass sie aufgab, wütend wurde und ihr alles ins Gesicht sagte. Stella wollte Natalja blamieren. Dafür war sie bereit, alles zu tun, sogar zuzugeben, dass sie einem Vergleich mit Freundin nicht standhalten würde. Sie war der Meinung, dass nur ein starker Mensch seine Schwäche zugeben kann.
Einmal versuchte sie, Kleider mit größerem Ausschnitt zu tragen, obwohl sie sich darin unwohl fühlte. Doch ihr Charakter setzte sich durch. Stella wurde schnell wieder sie selbst. Sie lernte, diese für sie so beleidigende Situation auszunutzen. Sie brachte jeden Typen, der mit ihr ausgehen wollte, zu Natalja.
Sie tat so, als ob sie bei einer Freundin kurz vorbeischauen müsste, um etwas zu holen. Sie hätte am Tag zuvor ihre Sachen dort liegen lassen. Sie hatte es satt, von Menschen enttäuscht zu werden und darunter leiden zu müssen. Stella entschloss sich, die Männer gleich sozusagen auf Zuverlässigkeit zu prüfen, bevor eine Bindung mit ihnen entstand, und brachte sie direkt zu Nata. Kaum jemand konnte ihr widerstehen, deshalb fing Stella an, Leute auszusuchen, die sie für sich und ihr Geschäft gebrauchen könnte. Zum Beispiel den Besitzer eines Autohauses, der sie um ein Date bat. Schnell fand er sich in den Armen der Verführerin, oder besser gesagt, im Maul des Hais. Dieser Einsatz half Stella aber sehr beim Autokauf. Danach fühlten sich die Männer schuldig ihr gegenüber und halfen ihr danach bei allem. Stella mit ihrem analytischen Verstand war damit zufrieden, und manchmal machte es ihr sogar Spaß. Natalja dagegen war überrascht, dass ihre Freundin so viele gutaussehende Verehrer hatte, die außerdem aus guten und wohlhabenden Familien stammten. Als ein weiterer süßer Junge mit Stella vor ihrer Tür stand, lächelte sie über das ganze Gesicht und bat die beiden auf ein Glas Sekt herein. Etwas später fand Stella einen Grund, für eine Weile fortzugehen, und ließ den Jungen allein mit ihrer geilen Freundin. Je länger diese Weile dauerte, desto besser. Jedes Mal gab es eine Überraschung für sie. Ein Typ zum Beispiel lag splitternackt auf Natalja, den Pimmel an Ort und Stelle, als Stella zurückkam. Danach besaß er noch die Frechheit, Stella nachzurennen und sie um Verzeihung zu bitten. Dabei rechtfertigte er sich damit, dass er es mit dem Alkohol übertrieben habe. Es war für Stella wie für jede andere Frau sehr unangenehm und kränkend, aber auf diese Weise konnte sie Zeit sparen und die Idioten gleich aussieben.
Für all diese Leiden wurde sie durch einen interessanten Fall entschädigt. Stella lernte einen jungen Mann namens Sergej kennen. Sie mochte ihn so gern, dass sie sich nicht dazu durchringen konnte, ihn zu Natalja, dem ausgekochten Luder, zum Testen zu bringen.
Bald schöpfte Natalja Verdacht, dass Stella jemanden hatte. Sie überschüttete die Freundin mit Fragen:
„Stella! Du verhältst dich irgendwie merkwürdig! Da stimmt doch etwas nicht!“
„Wie kommst du denn darauf? Ich habe einfach geschäftlich viel zu tun.“
„Ja, ja! Alte Märchentante!“
„Was willst du denn? Langweilst du dich oder was?“
„Oh nein! Mit einer Freundin wie dir langweile ich mich doch nie!“
„Dann ist doch alles bestens.“
Eines schönen Morgens brauchte Natalja dringend den Büroschlüssel.
Sie rief Stella an und diese nannte im Halbschlaf die Adresse, wo sie gerade war.
„Was ist das denn für eine Adresse?“
„Von Sergej.“
„Aha! Jetzt hab ich dich! Ich wusste doch, dass du mir etwas verbirgst!“