Im KZ-Roman „Ein Funke Leben“ (1952), der auf Dokumenten und Zeugenberichten basiert, gestaltet E.M. Remarque den heroischen Widerstand deutscher Antifaschisten in einem nazistischen KZ-Lager in den letzten Monaten des 2. Weltkrieges. Er denkt dabei auch an seine Schwester, die von den Nazis ermordet war. Der Hauptheld des Romans, an dem im KZ medizinische Todesexperimente vorgenommen werden und der als Nummer 509 zusammen mit den anderen Arbeitsunfähigen untergebracht werden soll, hilft der organisierten Widerstandsbewegung. Als er erfährt, dass sich die Alliierten dem KZ-Lager nähern, erwacht in ihm ein Funke Leben – der Wille, um jeden Preis zu überleben. Bei der Befreiung des Lagers schießt er einen SS-Anführer nieder, wird aber selbst tädlich verletzt und stirbt zusammen mit seinem Feind. Er handelt allein, aber er handelt für die Gemeinschaft. Seine Tat ist also ein letzter heroischer Aufstand des Indviduums gegen die Naziherrschaft.
Der Roman „Zeit zu leben und Zeit zu sterben" (1954) ist E.M.Remarques Beitrag zur Diskussion der nationalen Schuld des deutschen Volkes am 2. Weltkrieg. E.M. Remarque macht den Versuch, den Roman einer nationalen Tragödie zu schreiben und seinen Widerstand gegen den wiedererstehenden Militarismus durch die Darstellung der Trümmerwüsten deutscher Städte, der faschistischen Grausamkeiten in Russland und anderer Schrecken des Krieges zu zeigen. Das Gefühl der Mitschuld lässt E.M. Remarque seinen Haupthelden „mit höchster Strenge" (dem sinnlosen, unheroischen Tod) verurteilen, was das tragische Geschick des deutschen Volkes symbolisiert, das zweimal während eines Vierteljahrhunderts vom deutschen Militarismus in den Krieg getrieben wird und für die Interessen der Weltherrscher und Finanzoligarchie bluten muss.
Die Helden dieses Romans repräsentieren auch die verlorene Generation. Als sie zur Kenntnis gelangen, dass der Krieg unwiderruflich verloren ist, meint der Hauptheld des Romans, der junge Soldat Ludwig Graeber: „Wir können nirgendwo mehr hin. Was träumen wir nur! Wir sind gefangen und ausgeschlossen und verflucht… Ich weiß seit einiger Zeit nichts mehr. Früher war alles klar, und jetzt ist alles durcheinander. Ich möchte einschlafen und in einer anderen Zeit erwachen. Ich habe verdammt spät angefangen zu denken. Ich bin nicht stolz darauf.“
Der junge Soldat erlebt den Zusammenbruch der verlogenen Welt mit ihren versteinten „heroischen" Vorstellungen von dem Krieg, mit denen er aufgewachsen ist, und er beginnt nachzudenken. In ihm erwacht der Widerstandswille, er fühlt einen Antrieb zur Aktion gegen den Faschismus und will die Schuld der Deutschen reinigen. Sein Gefühl der Mitschuld läßt ihn handeln und er hilft flüchtigen Antifaschisten. Aus humaner Empörung erschießt er einen Massenmörder; um ihn an weiteren Mordtaten zu hindern, und rettet gefangene russische Bauern. Diese humane Tat des jungen Soldaten zeigt, dass die Kräfte des Guten in der deutschen Nation über das Böse triumphieren können.
E.M. Remarque lässt aber seinen Helden unmittelbar nach vollbrachter Tat einen sinnlosen Tod finden (er wird von einem der geretteten Bauern niedergeschossen), um auf die Sinnlosigkeit des Kriegs hinzuweisen und die kollektive Schuld der Deutschen zu betonen. So verurteilt er den Krieg, den der Faschismus dem deutschen Volk aufgezwungen hat, als widersinniges Schicksal. Sein Held lebt das Schicksal voll aus, das das deutsche Volk betrifft. Er symbolisiert die deutsche Nation im Widerstreit zwischen Barbarei und Humanität. Der Widerstand gegen den Faschismus ist zugleich die Hoffnung, dass das deutsche Volk einen Weg in die Zukunft findet, wo alles anders werde. Die Geliebte des gefallenen Soldaten bringt ein Kind zur Welt gerade deshalb, um es gegen den Krieg zu erziehen. „Sollen nur die Barbaren Kinder haben? Wer soll dann die Welt in Ordnung bringen?" fragt sie. Ihre Liebe hat also einen Sinn. Dieser Optimismus ist etwas Neues in E.M. Remarques Werken.